Kletterkonzept Hirschbachtal: 40 Quadratmeter Felsvegetation von Kletterfels entfernt

Frankenjura.com - 19.03.21

Am wenig bekannten Pfeilstein bei Neukirchen im Landkreis Amberg-Sulzbach wurden an einem Nebenmassiv rund 40 Quadratmeter Felsvegetation entfernt und an der dadurch entstandenen Felsfläche mehrere Neutouren eingerichtet.

Das Nebenmassiv am Pfeilstein, an dem die Vegetation entfernt wurdeDas Nebenmassiv am Pfeilstein, an dem die Vegetation entfernt wurde

Am etwa sieben Meter hohen und bisher unerschlossenen Nebenmassiv am linken Rand des Kletterfelsens wurden in den vergangenen Jahren vier Routen eingerichtet. Eine der Routen ist mit einem Projektbändel gekennzeichnet, was bedeutet, dass eine freie Begehung noch aussteht. Aufgrund der Verarbeitung der Haken im Fels liegt die Vermutung nahe, dass alle Haken vom selben Erschließer gesetzt wurden. Die Routen entstanden wahrscheinlich in den Jahren 2018 bis 2020.

Einer der im Einer der im "geputzten" Bereich gesetzten Haken

Die Felsfläche, an der die Felsvegetation komplett entfernt wurde, befindet sich am linken Rand eines gut 100 Meter langen, halbkreisförmigen Felsriegels, in dem sich bislang mehr als 60 Kletterrouten befinden. Der Pfeilstein wurde im Jahr 2011 der Zone 3 zugeordnet und dabei mit einem im Kletterkonzept verankerten Veröffentlichungsverbot belegt, so dass der Fels auch unter Kletterern nur wenig bekannt ist. Auf Anfrage erklärt die Pressesprecherin des Landratsamtes, dass es keine naturschutzfachlichen Gründe für dieses Veröffentlichungsverbot gebe. Die genaueren Gründe seien aber bei den Kletterverbänden zu erfragen. Das Kletterkonzept Hirschbachtal sei vom „Naturpark Fränkische Schweiz-Frankenjura“ und den Klettervertretern des Deutschen Alpenvereins (DAV) und der IG-Klettern Frankenjura, Fichtelgebirge und Bayerischer Wald e.V. erstellt worden.

Der Pfeilstein bei NeukirchenDer Pfeilstein bei Neukirchen

Laut „Kletterkonzept Hirschbachtal und Umgebung“ dürfen an Felsen in Zone 3 zwar Neutouren erschlossen werden, ein Erschließen von Kletterwegen in Vegetationsbeständen ist aber untersagt. Kletterkonzepte sind prinzipiell freiwillige Vereinbarungen zwischen Kletterverbänden und den Naturschutzbehörden, werden aber in Bezug auf das Entfernen von Vegetationszonen durch Gesetze untermauert. Auf Anfrage erklären naturschutzfachliche Fachkreise, dass das Entfernen von Moosen, Farnen und Flechten sowie den darin lebenden Tieren als strafbarer Verstoß gegen das Bayerische Naturschutzgesetz (BNatSchG) gilt. Danach dürfen Biotope sowie wild lebende Pflanzen nicht zerstört werden.

Der Pfeilstein befindet sich im Südosten des Naturparks Fränkische Schweiz-Frankenjura, der in die Erstellung des Kletterkonzepts Hirschbachtal als Initiator und Mitorganisator fungierte. Beteiligt sind neben der Höheren Naturschutzbehörde der Oberpfalz, der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Amberg Sulzbach und den Kletterverbänden DAV und IG-Klettern auch der Bund Naturschutz, der Landesbund für Vogelschutz sowie der Landschaftspflegeverband Amberg-Sulzbach.




Kommentare

Harri71 am 24.03.21

Okay, verstehe. Danke für diese Info!
Scheint komplizierter zu sein, als man auf den ersten Lies denkt...
Wäre mal interessant zu erfahren, wer dort alles munter weitergebohrt und Projekte okkupiert hat, bis hin zur hemmungslosen „Beiseiteschaffen“ nervender Natur. Und auch, wer weiterhin ein Problem damit hat, die Routen und ErstbegeherInnen dem gemeinen Kletterer des Frankenjura vorzuenthalten.
Klar, mit dieser "Naturschändung" geht es natürlich jetzt um mehr als nur den tadellosen Ruf. Die Behörde kann doch eigentlich kein Interesse daran mehr haben, denn die "Geheimhaltung" hat ja nur bewirkt, dass die Natur wesentlich nachhaltiger zerstört wurde, als es bei einem "öffentlichen" Betrieb erfolgt wäre.

hans am 22.03.21

Ist das ganze ein vorgezogener Aprilscherz?
Felsriegel mit 100m Länge und mehr als 60 Routen kann man doch nicht
lange Geheim halten.

bonattipfeiler am 22.03.21

@Harri71
Das stimmt so nicht ganz. Der Fels wurde in den Jahren 2007 bis 2009 von mir mit Freunden erschlossen. Damals war die Ecke der Oberpfalz auch noch nicht zoniert. Kurz danach kam aber dann die Zonierung und man hat sich damals aus mehreren Gründen erst einmal für ein Veröffentlichungsverbot ausgesprochen. Der Fels war damals noch komplett eingezäunt, der Zustieg nicht geklärt und aufgrund der Lage gab es hier auch noch „Abstimmungsbedarf“ mit den direkten Anwohnern. Diese Punkte sind mittlerweile, soweit dies mir bekannt ist, geklärt und ich habe den Wunsch nach Veröffentlichung auch schon mal an die IG herangetragen. Aber hier sind natürlich behördliche Abstimmungsprozesse, die dauern können, zu berücksichtigen.
Was aber den aktuellen Fall angeht hat dies nichts mit der ursprünglichen Erschließung zu tun! In den Folgejahren sind noch zahlreiche Routen zusätzlich hinzugekommen und es wurden auch viele „Varianten“ erschlossen + leider auch bestehende Projekte nicht respektiert, aber das ist ein anderes Thema...
Die aktuelle „Putzaktion“ an einem total unbedeutenden Nebenmassiv an diesem Fels geht natürlich gar nicht und es wäre tatsächlich interessant wer dies verbrochen hat! Solche Aktionen provozieren eine komplette Felssperrung, was die ganze Arbeit der bisherigen Erschließer/innen zunichte macht und einen im Gegensatz zu vielen anderen Neuerschließungen (meine persönliche Meinung) großen und für die Ecke einmaligen Felsen gefährdet. Zudem wirft dies natürlich ein schlechtes Bild auf alle Erschließer/innen und Kletterer/innen. Ob natürlich ein öffentlicher Artikel zur Klärung im Hinblick auf den Kontakt zu den Behörden hilfreich ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Ich hoffe der „Erschließer“ meldet sich und kann die Sache zur Zufriedenheit aller aufklären. Gruß Florian

Harri71 am 22.03.21

Das klingt doch komplett nach Klüngelei! Heimliche Erschließungen, bloß nicht öffentlich machen und dann wüten wie es einem passt: Unglaublich!
Wer ist dafür verantwortlich? Was sagen IG und DAV dazu? Man bekommt doch sowieso kaum noch etwas auf regulärem Weg genehmigt. Wie kann das sein???

gottfried lammel am 22.03.21

Wenn aber irgendwo 10 Jahre nicht geklettert wurde, dann waren die Routen halt auch scheiße. Im Übrigen gibt es im Frankenjura genug moosfreie Flächen. Augenmaß beim Erschließen müssten diese Dumpfbacken lernen.

Stefan am 21.03.21

Des mou ned sei!

Nordl1cht am 21.03.21

Ohne Worte!

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